Die inneren Bilder, die hierbei zutage treten, können einen Zugang zum Unbewussten ermöglichen. Der Gestaltungsprozess und das entstandene Werk werden zum dialogischen Bezugspunkt der Gespräche und der Beziehung zwischen Klient und Therapeut. Die sinnliche Wahrnehmung wie auch die Selbstwahrnehmung und die schöpferischen Fähigkeiten werden gefördert und Ressourcen aktiviert. Die künstlerische Entfaltung und die heilsame Wirkung auf die Psyche, den Geist und den Körper stehen im Vordergrund.
Die Kunsttherapie lebt vom Wandel, ihr Ziel ist es, etwas Neues zu erschaffen, das Material wird im kreativen Prozess ebenso verändert wie der Mensch, der es bearbeitet. Darüber hinaus ist ein besonderer Vorteil der kreativen Therapien, dass sie Klienten, die meinen zu keiner Wandlung aus sich heraus mehr fähig zu sein, aufzeigen können, dass sie mehr Kraft zur Veränderung haben, als sie glauben. Neue Wege und Handlungsalternativen können spielerisch ausprobiert und eigene Werke erschaffen werden.
Die Bandbreite der möglichen Anwendungsgebiete, ambulant oder in der Klinik, ist groß, so kann die Kunsttherapie bei persönlichen Krisen und z.B. nach Verlusten auch als unterstützende Trauerarbeit hilfreich sein. Bei Patienten mit psychosomatischen bzw. somatoformen Störungen sowie bei an Depressionen oder Belastungsstörungen erkrankten Patienten kann die Kunsttherapie nach dem Heilpraktikergesetz begleitend zu einer medizinischen Behandlung eingesetzt werden - bei Angst- und Zwangsstörungen z.B. ergänzend zu einer Verhaltenstherapie. Als regelmäßige Psychohygiene angewandt kann sie zur Prävention beitragen. Auch während oder nach überstandenen körperlichen Leiden kann eine kunsttherapeutische Behandlung Unterstützung bei der psychischen Rehabilitation und der Aktivierung neuer Energien darstellen. In Kliniken wird Kunsttherapie u.a. bereits bei Persönlichkeits- und Essstörungen, Suchterkrankungen, affektiven und psychosomatischen Störungen sowie in der Onkologie während der Behandlung einer Krebserkrankung begleitend angeboten.
Anders als bei rein verbalen Therapien tritt bei dieser nonverbalen Therapieform etwas Drittes zu der Beziehung zwischen Klient und Therapeut hinzu, nämlich das gestaltete Medium. Durch diese kunsttherapeutische Triade ergeben sich drei Beziehungsebenen, auf deren Basis heilsame Veränderungen erst möglich werden:
- die Beziehung zwischen Klient und Kunsttherapeut
- der schöpferische Gestaltungsprozess am Material
- die gemeinsame Betrachtung des Werkes und seiner Wirkung.
Die tiefenpsychologisch fundierte Kunsttherapie geht u.a. auf C.G. Jung zurück, der bereits um die Kraft der inneren Bilder wusste und seine Klienten die Bilder aus ihrem Unbewussten imaginieren, niederschreiben, malen, gestalten oder mit dem ganzen Körper ausdrücken ließ. Die analytische und assoziative Werkbetrachtung ist Teil der tiefenpsychologisch fundierten Kunsttherapie.
Der Beruf des Kunsttherapeuten kann u.a. an verschieden Akademien und Hochschulen erlernt werden. Er zählt (in Kombination mit der Heilerlaubnis) zu den freien Heilberufen. Eine persönliche Beratung mit Informationen zu den Ausbildungs- bzw. Studiengängen und Instituten können Sie innerhalb einer Beratung oder eines Mappenkurses bei uns erhalten.